Gewalt gegen Frauen

In einer für Deutschland repräsentativen Studie gaben 37% der befragten Frauen (n=10 264) an, bereits Gewalt erlebt zu haben. Davon waren 64% mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher Gewalt und 13% Opfer strafrechtlich relevanter sexueller Übergriffe. Von denen, denen körperliche Gewalt widerfahren ist, hat über die Hälfte körperliche Verletzungen, wie bspw. Hämatome, Prellungen, offene Wunden, Frakturen oder Verletzungen im Kopf- und Gesichtsbereich davon getragen (Müller/Schröttle 2004). Etwa jede vierte Frau, die sich jemals in ihrem Leben oder aktuell in einer Partnerschaft befand, war mindestens einmal körperlichen oder sexualisierten Gewaltübergriffen durch ihren Partner ausgesetzt. Von den Frauen, die körperliche Gewalt durch den Partner erlebt hatten (n=2 064), gaben 36% ausschließlich leichte bis mäßig schwere Handlungen (z. B. leichtes Ohrfeigen bis wütendes Wegschubsen) an, 37% schwere Gewalthandlungen und 27% sehr schwere bis lebensbedrohliche körperliche Gewalt (Schröttle/Khelaifat 2008). Etwa jede siebte Frau in Deutschland war als Erwachsene mindestens einmal schwerer bis lebensbedrohlicher körperlicher Gewalt durch ihren Partner ausgesetzt. Ein Zusammenhang zu Bildung oder Sozialschicht war nicht feststellbar (Müller/Schröttle 2004). Ein Drittel der Betroffenen nahm aufgrund der erlittenen Verletzungen medizinische Hilfe in Anspruch (Müller/Schröttle 2004).

Hilfesuche

Brzank (2012) untersuchte anhand der Daten der deutschen Repräsentativstudie, wie viele Frauen das Hilfesystem in Anspruch genommen haben und kam zu dem Ergebnis, dass Frauen am häufigsten medizinische Versorgungsangebote nutzten (32%), während sich nur 15,4% an spezifische Beratungs- und Unterstützungsstellen wandten. Werden Faktoren betrachtet, die betroffene Frauen dazu bringen Hilfe im Gesundheits- oder psychosozialen System zu suchen, zeigt die Analyse, dass Frauen desto eher nach Hilfe suchen, je schwerer die erlittene Partnergewalt ist. Dies gilt vor allem für den Gesundheitsbereich. Daraus kann geschlossen werden, dass bei denjenigen Frauen, die in der Gesundheitsversorgung vorstellig werden, schwere Partnergewalt zu vermuten ist. Gezeigt hat sich weiter, dass viele der Frauen sich mitverantwortlich für die erlittene Gewalt fühlten. Hier gilt es seitens der Gesundheitsfachkräfte Frauen durch eine sensible Ansprache aufzuklären und für eine psychische Entlastung zu sorgen. Gewalt in der Kindheit erwies sich in den Analysen als wesentlicher Prädiktor für die Partnergewaltschwere und für eine schlechtere Gesundheit im Erwachsenenalter.

Gewalt in der Schwangerschaft

Haben Frauen Gewalt durch den Partner erfahren, so war der repräsentativen Studie (Müller/Schröttle 2004) zufolge in 10% der Fälle eine Schwangerschaft und in 20% die Geburt des Kindes der Zeitpunkt, zu dem die Gewalt erstmals ausgeübt wurde. Allerdings wurde nicht direkt nach Gewalt während der Schwangerschaft gefragt. Eine Sekundäranalyse der Daten über sich annähernde Items ergab eine Prävalenz von 1,9% für körperliche oder sexualisierte Partnergewalt während der Schwangerschaft. Häufigkeit und Schwere der Gewaltereignisse waren in der Schwangerschaft höher als außerhalb von Schwangerschaften (Stöckl 2009).

In den Datenbanken EMBASE (inkl. Medline), CINAHL, PsycINFO und SSCI wurden 20 englisch- oder deutschsprachige Primär- und Sekundärstudien zu Gewalt in der Schwangerschaft aus OECD-Ländern identifiziert, die zwischen 2004–2011 veröffentlicht wurden und den Einschlusskriterien entsprachen. Ausgeschlossen wurden Studien mit Erhebungsinstrumenten, deren Validität nicht eingeschätzt werden konnte. Die Primärstudien und Sekundäranalysen benutzen sechs unterschiedliche, teilweise modifizierte, Erfassungsinstrumente und befragten 200–134 995 Schwangere in ambulanten oder stationären Einrichtungen der Gesundheitsversorgung oder in ihren Wohnungen. Die Prävalenzdaten variieren abhängig vom verwendeten Erhebungsinstrument und dem Studiendesign. Die Mehrheit der Studien unterschätzt aus methodischen Gründen systematisch die Prävalenz von Gewalt in der Schwangerschaft. Die in OECD-Ländern erhobenen Daten unterscheiden sich in ihrem Spektrum nicht nennenswert von denen aus Übersichtsarbeiten, die auch Entwicklungsländer einschließen. Die Prävalenzdaten für Deutschland liegen im unteren Bereich des Spektrums. Daher ist davon auszugehen, dass das Problem Gewalt in der Schwangerschaft in Deutschland bislang unterschätzt wird (Liepe, Blättner 2013).

Studie der WHO in 15 Ländern

Eine in fünfzehn Ländern durchgeführte und von der WHO 2005 veröffentlichte Studie zeigte, dass landesspezifisch gesehen zwischen 15% und 71% der befragten Frauen
(n=24 000) mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt erfahren haben (Garcia-Moreno et al. 2005). Der Gesundheitszustand von Frauen mit Gewalterfahrungen war sowohl psychisch als auch physisch schlechter als bei Frauen ohne Gewalterfahrungen.